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Appspressionismus – digitale Bildhauerei

Stand April 2022 enthält der Irgendlink-Shop über 1200 tägliche Bilder. Seit 1. Januar 2019 täglich ein 12 x 12 cm großes Kunstwerk, meist schön, oft raffiniert, manchmal unbequem, stets Teil eines Gesamtkunstwerks, von dem der Künstler ganz ‚work in progressesk‘ selbst nur eine vage Ahnung hat.

Es gab oft Tage oder Phasen, in denen ich an den Abbruch des ‚Experiments‘ dachte. Wozu die Bilderflut, bei gleichzeitig doch eher spärlichen Verkäufen. Von einem Break Even ist der Shop jedenfalls seit jeher weit entfernt. Und er versteht sich auch in erster Linie als eine Art Werksverzeichnis mit monetärer Tangente, die er nur manchmal berührt.

Klar ist, dass etwas geschehen muss, um den Shop entweder in die eine Richtung, nämlich markttaugliche Plattform zu bringen, oder in die andere Richtung, eines Werksverzeichnisses.

Überlegungen wie etwa, die Kunstwerke zu Unikaten zu machen, nicht rückwirkend, sondern ab einem bestimmten Tag, stehen im Raum, oder Werksgruppen zu bilden und mehrere Kunstwerke in eigens dafür entworfenen Displays en semble anzubieten. Ideen gibt es viele. Sie werden auch irgendwann wahr.

Der Shop ist auch ein kleines Kunstwerk für sich selbst und eine Experimentieroberfläche. Teil des Sammelbegriffs Appspressionismus, den ich einst prägte, um diese Art Kunst zu beschreiben. Im Appspressionismus verschmelzen KünstlerIn mit ArchivarIn, GaleristeIn und SoftwareentwicklerIn. Das wurde mir jüngst bewusst, als ich 2020 von IOS auf Android wechselte und feststellen musste, wie innig die Bindung des auf dem Smartphone Produzierenden ist mit demjenigen, der oder die die Software entwickelt. Von IOS zu Android, von Hipstamatic zu Snapseed, von Decim8 zu MirrorLab … im Jahr 2020 fand ein krasser Bruch im Workflow statt. Das schlägt sich im Shop nieder.

Der Shop selbst hat nur teilweise eine konzeptuelle Struktur. Konzeptuell ist die Art zu kreieren. Bei der Auswahl der Tagesmotive in der Rubrik 365 Daily geht es eher chaotisch und nach dem Bauch gestrickt zu. Im Appspressionismus trifft Chaos auf Ordnung, Software auf Kreativität, Rechenkraft auf innovative Entwicklungen und es werden vom ersten Pixel bis zum vollständig ausbelichteten Bild an der Wand des Sammlers, der Sammlerin alle Möglichkeiten der Technik genutzt und spielerisch ausprobiert.

Das macht diese Noch-nicht-Kunstrichtung so faszinierend.

Jedoch, wer bin ich, den Appspressionismus zu erklären? Ich bin doch nur der kleine, stets rotierende Hamster im Rad der feinen Künste. Ohne Coaching, auf die Intuition reduziert, stets schaffend, irrend, ratend, vorantreibend, mal stockend, mal mit riesen Schritten.

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